Jede.r hat es sicherlich schon einmal erlebt: Man kennt und schätzt sich, es entsteht eine Freundschaft und man tauscht sich auch Dinge aus, die man eben nur „besten Freunden“ erzählen würde. Wenn diese.r Freund.in nun auf einmal nicht mehr das Vertrauen genießt, weiß jemand Dinge, die auch gegen einen verwendet werden können. Man fühlt sich dabei unwohl.
Nun, als das Internet bzw. dessen Vorläufer geschaffen wurde, basierten viele Dienste und Protokolle auf Vertrauen, da das Netz recht zugeknöpft war.
Die Wissenschaftler.innen und Nutzer.innen des global umspannenenden Netzes waren Nerds, die die Befehle zumeist manuell an der Kommandozeile eingegeben haben und wenn man was wissen wollte, hat man eben gefragt und bekam auch Antwort. Heute redet keiner mehr über Gopher, Archie, Finger… aber andere Dinge haben sich auch heute gehalten: Nslookup, FTP, MIME, DNS, …
Wenn man sich an die Zeit zurückerinnert, war das Netz eines, dass auf Vertrauen basierte. Man wollte etwas gemeinsam erreichen: Den Austausch mit anderen Gleichgesinnten, egal woher sie kamen.
Guckt man sich heute das Internet an, müssen Sicherheitslösungen nachgerüstet werden, Datenverkehre nach schadhaftem Inhalt gefiltert werden (z.B. durch IPS). Die meisten verbinden Angreifbarkeit sicherlich mit Viren auf ihrem Rechner, jedoch ist diese Angriffsfläche eben nur eine. Da das Netz nicht mehr an- und angewählt wird, wie zu Zeiten als das Internet für die normalen Nutzer.innen erschaffen wurde, ist man ständig „drin“ und damit auch allzeit angreifbar – von außen, da man Bestandteil des Internets ist, wenn man mit diesem verbunden ist.
Nun ist das Netz aber nicht mehr die/der Freund.in und weiß Dinge über einen, die auch gegen einen verwendet werden können (Messenger, ’soziale‘ Netze, Mails, …). Man fühlt sich, wie bei menschlichen Vertrauensverlust, unwohl.
Unsere Eltern haben uns [hoffentlich] gelehrt, dass man dieses Vertrauen erst dann geben sollte, wenn man es auf eine solide Basis gestellt hat. Da man das im Internet nunmal nicht mehr kann, sollte das Vertrauen auch darin sehr beschränkt sein. Informationen sind nunmal nicht mehr nur dazu da, um mich zu informieren, vielmehr möchten manche manipulieren durch Informationen oder Desinformation.
Um technisch Vertrauen herzustellen bedarf es schon einiges an Aufwand in der Internetwelt, aber das Vertrauen in die Inhalte sollte zumeist in aller erster Näherung inzweifel gestellt werden. Erst wenn man unabhängig und intensiv recherchiert, kann man Vertrauen aufbauen. Leider ist aber das Kopieren und Abschreiben ebenfalls eine Methode der Neuzeit.
Zudem kommen nun noch künstliche neuronale Netze mitsamt ihren Sprachmodellen dazu, die die Historie des Netzes nutzen, um daraus wieder andere „Wahrheiten“ zu erstellen, die aber eben aus der Geschichte kommen, d.h. auch verbreitete Unwahrheiten werden weiter verbreitet. Coder.innen kennen das, wenn jemand eine Methode erstellt, die eben qualitativ nicht gut ist, aber immer wieder benutzt oder auch in Teilen kopiert wird. Daraus entsteht bestimmt kein besser Code.
Die zukünftigen Generationen werden es echt schwer haben, wenn wir keine Vorgehensweisen finden, wie man Wahrheiten oder Manipulationen gut erkennen kann. Wäre schön, wenn auf dem Gebiet mal mehr geforscht werden würde. Zudem würde es mich freuen, wenn bestimmte alte Techniken, wie RSS, weiterhin angeboten würden anstatt sie einer hippig gestylten Webseite zu opfern, damit ich mir meine Informationen selber zusammenstellen und entscheiden kann, was ich davon lesen oder worüber ich informiert werden möchte.
Die Hacker und Haecksen fordern freien Zugang zu Informationen (Hackerethik), da es die Krativität fördert, um Probleme zu lösen. Ich denke, eine Basis dafür ist eben, dass man durch nahezu alle öffentlichen Informationen sich am Besten durch Recherche informieren kann. So utopisch das auch klingen mag, aber wir haben durch unsere Nutzung des Internets das Vertrauen selbst zerstört und alle technische Kniffe werden das nicht wiederherstellen können.