Rein und raus im Job zu Corona

Ich hatte mir einen guten Plan zurecht gelegt, als die Entscheidung gefallen war nach 10 Jahren den Job zu wechseln. Da mir die Kolleg*innen nach wie vor am Herzen liegen, sollte es eine Abschiedsparty geben – Craft Beer-Verkostung mit Grillevent, passend zur Firma und zu meiner früheren Tätigkeit in der Lebensmittelindustrie, wo Verkostungen normal sind. Sogar ein Spiel hatte ich durch den Tipp einer Kollegin vorbereitet.

Das besondere Bier von Kehrwieder, Uwe, Buddelship und lokal gebrautes war besorgt, HSV-Stadionwurst im Kühlschrank und Rindfleisch war beim lokalen Fleischer in Winterhude bestellt, da unser deutsch-brasilianischer Kollege angeboten hat, diesen Part zu übernehmen und die Firma sogar einen neuen Gasgrill besorgt hatte….. und dann kam Corona.

Das Fleisch habe ich am Wochenende per Telefonanruf abbestellt und dadurch ist mir kein Schaden entstanden, jedoch hätte sich der Fleischer über das Geschäft sicherlich gefreut. Das Bier wurde mir ein paar Wochen später durch meinen ehemaligen Kollegen nach Hause gebracht und dann nach und nach bei dem schönen Wetter des Frühjahrs geleert – ohne ehemalige Kolleg*innen 🙁 Die Wurst ist eingefroren und manchmal tauen wir welche auf um hier zu grillen – ohne ehemalige Kolleg*innen. 🙁

Neben dem traurigen Abschied über eine Microsoft Teams-Session, wurde ich an einem meiner letzten Tage informiert, dass ein langjähriger Kollege einen Tag vor meiner Verabschiedung an einem Herzinfarkt verstorben ist….

So etwas kann man sich nicht im Albtraum ausdenken!

Verabschiedung von Verstorbenen ging also ebensowenig wie die weltliche Verabschiedung von liebgewonnenen Kolleg*innen. Alles war neu und das war sehr, sehr komisch….

Mein neuer Chef hat so ziemlich alles aufgefahren, was ging, u.a. durfte ich den Besucherparkplatz nehmen, da ich Ausnahmsweise mal mit dem Benz zur Arbeit gejuckelt bin. Zudem hat er sich zwei volle Tage Zeit genommen im 1,5m-Abstand mich vor Ort abzuholen und ich durfte und darf nach wie vor im HomeOffice oder auch im Büro arbeiten. Glücklicherweise haben die IT-Kolleg*innen kurz vor der Corona-Pandemie ihre Umstellung auf neueres Equipment erfolgreich abgeschlossen und so war das Connecten der neuen Hardware im HomeOffice ein Fingerschnipp.

Alle, ohne jegliche Ausnahme, haben immer versucht zu helfen und haben auch neue Methoden entwickelt den „Neuen“ mal kennenzulernen: Bspw. aus dem HomeOffice mal erklären welche Bücher man hinter sich hat 🙂 Das Vertrauen in meine Fähigkeiten musste ebenso von remote aufgebaut werden, wie meine Art Dinge anzugehen. Kollaboratives teilen ist glücklicherweise mein Ding und daher fiel das nicht so schwer.

Etwas mehr als zwei Monate sind vergangen und ich liebe Jabra für diesen kleinen Kreisel, den ich mir mal gekauft habe, da immer Kopfhörer bei den ganzen Telefonaten die Ohren glühen lassen (Jabra Speak 510). Miro ist wirklich ein Tool, was zur echten remote Zusammenarbeit beitragen kann. Der neue Arbeitgeber bietet auch Lernkurse für die remote Arbeit an und das gute Toolset hilft.

So langsam lerne ich auch die Kolleg*innen IRL kennen und muss das Skype-Bild mit dem realen erst einmal synchronisieren.

Spannend wird die Herausforderung der Veränderung der Organisation zu Coronazeiten, denn der Weg in die agile Welt per remote wird spannend.

Es geht also, aber ich muss das nicht nochmal haben, denn der Mensch ist ein soziales Tier und man möchte schon sehen, wie die Menschen auf einen reagieren anstatt nur die Stimme als Wahrnehmungsobjekt in den Ring zu werfen.